Ein zweistöckiger Gewerbebau an einer Ausfallstrasse, dahinter ein Wohnhaus aus den 80er Jahren. Dazwischen etwas Abstandsgrün und rundum Parkplätze. In Zukunft soll hier und in der Nachbarschaft ein neues Quartier entstehen, hoch verdichtet, mit Hochhäusern. Wichtig war uns die Vernetzung mit der bestehenden Nachbarschaft, ein neuer Stadtbaustein, der nicht einfach für sich steht, sondern dem Quartier dient. Das vorgesehene Hochhaus sollte nicht einfach ein visueller Höhepunkt sein, sondern mit sozialen Nutzungen eine Bedeutung für die Bewohner:innen bekommen.
«Es pressiert nicht!» meint ein Bewohner der Siedlung. Er und seine Familie fühlen sich wohl hier und wollen solange wie möglich hier bleiben. Die Bewohnerschaft sei gemischt. Es gibt Alte und Junge, Familien und Alleinstehende. Man komme gut miteinander aus. Sie schätzen die gute Lage, ohne Verkehr, aber doch schnell im Stadtzentrum. Hinter dem Haus auf der asphaltierten Fläche können die Kinder velofahren. Die Balkone sind gross und sie haben sich sogar eine Aussenküche eingerichtet. Ob sie bei einem Neubau auch wieder so gross sind? Gut, haben sie das Geländer beim Balkon noch etwas erhöht, das gibt mehr Privatheit. Bad und Küche sind nicht neu, aber in ordentlichem Zustand. Das ist ok so. Einzig die Küche könnte grösser sein, damit man mit Gästen darin essen kann. Und man hört die Nachbarn schon gut, aber dafür sind die Mieten günstig. Bei einem Neubau wären sie wohl doppelt so hoch? Also: «Es pressiert nicht!» wiederholt der Mann mehrere Male.
Die Bewohner:innen scheinen zufrieden mit ihren Wohnungen. Die Umgebung haben sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas gestaltet. Es gibt Kinderspielzeuge, einen grossen Grill und Tisch, man kann Pingpong spielen. Was auffällt: All die Hecken und Zäune. Der Dahlienweg ist gesäumt von Hecken, zu den Nachbarn gibt es Zäune und wieder Hecken. Die Einfamilienhäuser wenden dem Weg den Rücken zu. Eine Beziehung zur Umgebung scheint unerwünscht. Der Dahlienweg ist eine reine Zufahrtsstrasse und die Parkierung nimmt viel Fläche ein. Das Grün zwischen den Häusern ist reines Abstandsgrün mit wenig Aufenthaltsqualitäten. Zerstückelt liegt es zwischen den Häusern. Der Aussenraum sind die privaten Balkone. Öffentlicher und privater Raum prallen aufeinander. Daher die Hecken und hohen Geländer. Die Zugänge zu den Häusern sind versteckt. Dafür sehen die Bewohner:innen sofort, wenn eine fremde Person kommt. Soziale Kontrolle.
Die Wohnungen haben gute Grundrisse. Die Räume sind nutzungsneutral und lassen sich daher für verschiedene Familienkonstellationen flexibel nutzen. Im Alter wird es aber schwierig, da ein Lift fehlt. «Das hält meine Nachbarin fit», meint der Mann.
Die Siedlung ist und bleibt eine Insel. Zu Fuss, Bus, Velo, ev. Auto ist man aber schnell an anderen Ufern. Das Potential liegt vor allem im Aussenraum. Wie kann seine Aufenthaltsqualität verbessert werden? Wie kann eine Nachbarschaft hergestellt werden und die bestehenden Qualitäten (grosszügige private Aussenräume, Freiflächen für Aufenthalt und Spiel) gestärkt werden?
Die Siedlung soll eine Adresse sein, die Bewohner:innen sollen mit Stolz sagen können, «hier wohne ich». Auch bei den Wohnungen gibt es Verbesserungspotential. Gutes soll aber gut bleiben. «Es pressiert nicht!» heisst ja auch «Es ist gut, wie es ist».
„Es fand eine vertiefte, sorgfältigen und prägnant ausformulierte Auseinandersetzung mit dem Ort und der Aufgabe statt. Dabei leitete das Team klare und nachvollziehbare Grundsätze für einen Städtebau ab, der einerseits die Idee verfolgt, die Beziehung zwischen sozialer und gebauter Architektur auf allen Ebenen zu fördern und andererseits pragmatisch mit den sozialen, baulichen und ökonomischen Realitäten im Westen der Stadt Bern umgeht.
Das Beurteilungsgremium würdigt ausdrücklich die Auseinandersetzung des Teams mit den sozialräumlichen Aspekten, die präzisier Analyse, die klaren Grundsätze und das robuste und qualitäts- und erfolgsversprechende städtebauliche Gesamtkonzept und den hohen Ausarbeitungsgrad.
Die aufgezeigten vertikalen Nachbarschaften, Gemeinschaftsnutzungen sowie Schwellenräume sind interessant und bieten grosses, sozialräumliches Potential.
Das Areal zwischen der Wankdorffeldstrasse und der Gleisanlage der SBB soll neu entwickelt werden. Ein neues Gebiet mit Wohnen, Dienstleistung, Arbeiten sowie öffentlichen Nutzungen und den erforderlichen Infrastrukturen soll im Sinne eines gemischt genutzten Quartiers entstehen. Dafür wurde ein digitaler Studienauftrag nach SIA-Ordnung 143 durchgeführt.
Als Sozialraumplaner haben wir im interdisziplinär zusammengesetzten Team und ausgehend von den bestehenden Ressourcen den Fokus vor allem auf die sozialräumliche Angemessenheit, Nutzungsanordnung Anbindung an das umliegende Quartier und die öffentlichen Räume gelegt. Für die Weiterentwicklung des Areals schlugen wir einen Trasnformationsprozess vor, der alle Stakeholders einbeziehen soll.
Die Weiterbearbeitung erfolgt nun mit den ex aequo Gewinnern des Teams von GWJ.
Planungsteam:
psarch, Peter Sägesser, Sozialraumplanung
ARGE jungheim Architekten, Samuel Métraux Architektur
Das Projekt besetzt mit drei ähnlich langen Gebäuderiegeln die Ränder der dreieckartigen Parzelle. Die Ecken bleiben dabei offen. Es entsteht ein siedlungsinterner Hof mit Nutzgärten und Aufenthaltsbereichen, der sich südseitig zum Park hin öffnet. Im Sockelgeschoss werden öffentliche Nutzungen angeboten die den Siedlungs- und Parkraum beleben.
Sechs ausgewählte Areale mit einer Ausnützungsziffer zwischen 0.22 und 0.50 wurden auf ihre Verdichtungsmöglichkeiten untersucht. In jeweils zwei Varianten (Verdichtung nach geltendem Baurecht und städtebaulich maximal verträgliche Verdichtung) wurde das Verdichtungspotential nachgewiesen. Würde man zum Beispiel die Siedlung Wylerdörfli neu als Stadtteil wie die Länggasse oder den Breitenrain sehen, bestünde ein Potential für zusätzlich 2’500 Einwohner und Einwohnerinnen (heute ca. 795). Dies entspricht etwa einer Stadterweiterung wie in Brünnen (Bern West).
Mehr Leben im Dorfkern von Leubringen wünschte sich die Gemeinde. Angelehnt an die Winzergemeinden entlang des Bielersees schlugen wir einen dichten Dorfkern vor, mit baumbestandener Promenade und Aussichtsterrasse auf den See. Erst die höhere Dichte erlaubte es, neben Wohnen dem Dorf dienende Nutzungen vorzuschlagen.
Idee: Peter Sägesser (psarch) und Michel Plancherel
Bern ist gebaut auf Sandstein. Was wäre wenn sich die Sandsteinbauten langsam auflösen und die Sandhaufen wie Wanderdünen durch die Stadt wandern? Die Stadt würde sich von Tag zu Tag verändern, neue Wege müssen gesucht werden und die Stadt wird täglich neu erlebt.